Bitte keine Schmerzen!

Ein zentrales Bedürfnis von Patienten im Kontakt mit dem Gesundheitssystem ist Schmerzfreiheit oder wenigstens Schmerzarmut. Um diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen, sollten schmerzhafte medizinische Maßnahmen auf das erforderliche Maß reduziert. Auch die technische Durchführung solcher Maßnahmen im Einzelnen soll so schmerzarm, präzise und sicher wie möglich erfolgen. Hierzu sind alle verfügbaren Hilfsmittel zu nutzen und Wiederholungsversuche zu vermeiden.

 

Der Klassiker: periphere Venenpunktion

Eine der häufigsten schmerzbehafteten medizinischen Maßnahmen ist die Venenpunktion zur Blutentnahme beziehungsweise zur Anlage von Infusionskanülen. Deren Schmerzhaftigkeit hängt von vielen Faktoren ab: Erfahrung und Fähigkeiten des Personals einersiets, Patientenfaktoren wie  Hautzustand, Beschaffenheit und Zugänglichkeit der Blutgefäße, vorherige Versuche, Erwartungshaltung und Schmerzverarbeitung sowie situative Faktoren wie Arbeitsumgebung, Platz- und Lichtverhältnisse, Material, Zeit- und Erfolgsdruck andererseits. Das gleiche gilt auch für die Zahl der erforderlichen Versuche, bis eine erfolgreiche Punktion gelingt. Ganz zu schweigen davon, wie lang die neue Venenverweilkanüle „hält“.

 

„Schwierige Venen“: Leidgeprüfte Patienten  - und Personal!

Einzeln oder in der Summe können all die genannten Faktoren zu einer erheblichen Belastung für alle beteiligten führen: Die Venenpunktion ist schwierig, schmerzhaft, misslingt. Es werden mehrere Versuche notwendig. Für viele Patienten mit entsprechenden Erfahrungen, gerade auch chronisch Kranke und/ oder stationäre Patienten, die sich der Prozedur wiederholt unterziehen müssen, ist dies einer der am stärksten emotional besetzten Punkte am ganzen Aufenthalt.

 

Bei weiterhin ausbleibendem Erfolg muss die Anlage eines zentralvenösen Katheters erwogen werden. Letzteres ist um ein vielfaches invasiver, aufwändiger und komplikationsträchtiger. So erzeugen die Central line-associated Bloodstream Infections (CLABSI) alleine in den USA nationale Kosten von bis zu 2,3 Milliarden Dollar jährlich, sodass auch die Versicherer sich weigern für diese iatrogenen Infektionen aufzukommen.

 

Übrigens ist die traditionelle Rückfallebene die so gennante Venae sectio („Saphenous cut-down“). Dabei wird im Sprunggelenksbereich die Haut eröffnet und die Vene chirurgisch freigelegt – also ein weitaus invasiverer Zugang.

 

Für Notfälle empfehlen internationale Leitlinien die intra-ossäre Punktion. Wenn es wirklich sehr schnell gehen muss (<1-2 Minuten),  gilt dies als Goldstandard.